Der Einbruch an den Finanzmärkten seit dem Sommer 2007 erfolgte rasch und drastisch. Die Anleger, durch die 2000er Krise und auch den brutalen Absturz am 11. September 2001 vorsichtig geworden, verkauften an manchen Tagen im Sekundentakt. Erfahrene Börsianer erinnerten sich beispielsweise daran, dass nach den Terroranschlägen des 11. September nichts mehr zu verkaufen gewesen war, und so handelten sie 2007-2008 rasch und entschlossen. An manchen Tagen wie dem Montag, dem 21.01. zu Dienstag, dem 22.01.08 fiel der Dax um 850 Punkte von 7250 auf 6400 Zähler, und dies wohlgemerkt ohne welt- oder wirtschaftspolitisch bedeutsame Ereignisse. Der VDax, also der Volatilitätsdax, der die Schwankung des Indexes beschreibt und als „Angstbarometer“ bezeichnet wird, stieg gleichzeitig auf etwa 30 Zähler und später, auf dem Höhepunkt der Krise (und dem Tiefpunkt der Indizes) im Herbst 2008 gar auf über 60 Punkte. Normal sind – wie gegenwärtig – weniger als 20 Punkte. Nach Monatsschwankungen von 1000 Punkten, die konservativen Anlegern und Fondsmanagern den Schweiß auf die Stirn trieben, erreichte der deutsche Leitindex – im Gleichtakt mit Dow, FTSE, CAC40, Ibex und den meisten führenden Indizes – seinen Tiefpunkt im März 2009 bei ~3600 Zählern und hatte damit seit seinem All-Time-High am 13.07.07 (8151 Punkte) etwa 65% seines Wertes verloren. Dies meinen Wirtschaftswissenschaftler, wenn sie von der Vernichtung von Billionenvermögen sprechen. Ob man das so interpretieren soll ist eine andere Frage, denn die Unternehmen mit ihren Maschinen, Anlagen und ihrer Produktion existierten und schufen Werte wie eh und je. Fest steht jedoch, dass seither niemand mehr im Ernst daran denkt, seine Altersvorsorge vorwiegend auf Aktienanlagen aufzubauen.
Entsprechend vorsichtig und von großer Skepsis begleitet lief die Erholung ab April 2009 an. Zwar stiegen die Kurse teils rasant und erreichten im Sommer 2009 schon wieder die 5000-Punkte-Marke im Dax, jedoch wurden die Warner nicht müde das Ende der Wirtschaftsgeschichte auszurufen. Man könnte sagen, der Markt hat seit den beiden kurz aufeinanderfolgenden Krisen der Jahre 2000 und 2008/09 seine Unschuld verloren, und ob und wann er sie wiederfindet steht gelinde gesagt in den Sternen. Jedoch spielt den Anlegern hier das allzu menschliche Verständnis von (wirtschaftlichem) Fortschritt einen Streich. Natürlich möchte man, dass alles immer vorangeht, natürlich möchte man im Alter von seinen Ersparnissen und Anlagen zehren können. Und es tut unglaublich weh, wenn ein heute 65jähriger, der als 30jähriger in Aktien von Daimler investiert hat, absehen kann, dass diese in seinem Leben möglicherweise nie wieder den Einstiegskurs erreichen. Was wird er wohl seinem Enkel raten? Finger weg von Aktien? – Könnte sein.